Anneliese Michel benahm sich wie viele Mädchen aus streng katholischen Fränkischen Familien. Sie ging zweimal wöchentlich zur Messe, betete Rosenkränze und wollte Lehrerin werden. Eines Nachts erleidet sie einen Anfall: Sie ist gelähmt, wird durchgeschüttelt. Weder ihre Eltern noch ihre drei Schwestern kann sie zu Hilfe rufen. Ein Neurologe diagnostiziert eine schwere Epilepsie vom Typ Grand Mal. Nach längerem Krankenhausaufenthalt erscheinen ihr beim täglichen Rosenkranzbeten Teufelsfratzen, die sie von 1970 bis zu ihrem Tod verfolgen.
Im Herbst 1970 besucht sie wieder das Gymnasium. Mitschülerinnen beschreiben Anneliese Michel als „zurückgezogen und sehr religiös“. Während andere Mädchen die Freiheit der Siebzigerjahre genießen, glaubt Anneliese, besessen zu sein. Anders kann sie sich die teuflischen Fratzen, die sie verfolgen, nicht mehr erklären. Dazu kommen jetzt Stimmen, die ihr sagen, sie sei verdammt und werde „in der Hölle schmoren“.
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Kurze Doku Video Der Exorzismus von Anneliese Michel
Ab Sommer 1973 ersuchen ihre Eltern verschiedene Pfarrer um eine Teufelsaustreibung. Die katholischen Geistlichen lehnen dies ab und empfehlen die weitere fachmedizinische Behandlung der jetzt zwanzigjährigen Pädagogikstudentin. Die Feststellung einer „Besessenheit“ (infestatio) sei streng geregelt und bedeute, dass Dämonen Besitz vom menschlichen Körper ergriffen haben. Aversionen gegen religiöse Gegenstände und „übernatürliche Kräfte“ könnten erste Anzeichen dafür sein. Erst wenn alle Besessenheitskriterien erfüllt seien, könne die bischöfliche Genehmigung für den Exorzismus erteilt werden.
1974 beantragt der Anneliese betreuende Pfarrer Ernst Alt beim Würzburger Bischof eine solche Genehmigung. Erneut wird das Gesuch abgelehnt. Pfarrer Alt empfiehlt der enttäuschten Anneliese einen noch strengeren, noch religiöseren Lebensstil und rennt offene Türen ein. „Ich bin nichts, alles an mir ist Eitelkeit, was soll ich tun, ich muss mich bessern, beten Sie für mich“, schreibt sie ihm Anfang 1975.
Kritik und Zweifel an den autoritären Eltern muss sie unterdrücken, dadurch wird sie aggressiv: Sie schlägt Jesusbilder von der Wand, zerfetzt Rosenkränze, zerschmettert Kruzifixe. Im Klingenberger Elternhaus reißt sie sich die Kleider vom Leib, uriniert auf den Fußboden und beschimpft, schlägt oder beißt Familienmitglieder. Stundenlang brüllt und tobt sie. Nachts schläft sie nackt auf dem Steinboden. Mahlzeiten verweigert sie, da ihr „die Dämonen verbieten“, davon zu essen. Stattdessen kaut sie Spinnen, Fliegen oder Kohle und trinkt ihren Urin. Oft rast sie durchs Haus, wälzt sich auf dem Boden und fügt sich schwere Verletzungen zu. Zwischendurch lassen die Anfälle nach. Fremden gegenüber bleiben sie fast aus. Manchmal passiert wochenlang nichts, dann studiert sie an der Pädagogischen Hochschule in Würzburg und geht zur Kirche, als sei nichts passiert.
Im September 1975 beauftragt der Würzburger Bischof Josef Stangl „nach reiflicher Überlegung und guter Information“ den Salvatorianerpater Arnold Renz, an Anneliese Michel einen großen Exorzismus durchzuführen. Eigentlich ist dies nichts anderes als eine festgelegte Folge von Gebeten, Anrufungen und Beschwörungen, durch die der Teufel vertrieben werden soll. Neun Monate vor Annelieses Tod wird der Exorzismus erstmals in ihrem Elternhaus praktiziert. Anwesend sind auch ihre drei Schwestern, Pfarrer Alt und ein Ehepaar, das beansprucht, Anneliese „entdeckt“ zu haben.
Es wird gebetet und das Kruzifix geschwenkt, Vaterunser, Ave Maria. Zwischendurch werden Erfrischungen und Kuchen gereicht. Anneliese Michel brüllt und tobt, besonders wenn Weihwasser fließt, sie will beißen und schlagen, von drei Männern muss sie gehalten oder gefesselt werden. Anneliese flucht: „Scheißkerl, Zensiert , hör mit dem Dreckszeug auf.“ Es entstehen über vierzig Tonbandprotokolle.
Anmerkung:
„Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange: Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf, und du triffst ihn an der Ferse.“ (Genesis 3; 14-15)
Mit der Frau, die Satan den Kopf zertreten wird, ist die Gottesmutter gemeint. Sie ist von Juni 2000 bis Oktober 2005 in Sievernich bei Köln erschienen.
Was weniger bekannt ist: Noch bevor die exorzistischen Sitzungen begannen, zu einer Zeit, als es Anneliese gerade gesundheitlich etwas besser ging, erschien ihr am Wallfahrtsort Engelberg die Gottesmutter. Sie fragte sie, ob sie bereit sei, ihre Leiden vor allem für die deutsche Jugend, aber auch für Deutschland aufzuopfern. Sie möge nach einer Bedenkzeit nach Engelberg zurückkehren und der Gottesmutter ihre Entscheidung mitteilen. Bei der zweiten Erscheinung in Engelberg willigte Anneliese in freier Entscheidung und gegen den Rat ihrer Mutter ein, die kommenden Leiden für die Jugend Deutschlands und für ihr deutsches Vaterland anzunehmen und als Sühne aufzuopfern. Auch wenig bekannt ist, dass Anneliese die Stigmata (Wundmale Christi) an ihrem Leibe trug.
Neun Monate, Woche für Woche, musste Anneliese Michel sich den Exorzismus über sich ergehen lassen. Immer häufiger wird sie Bewusstlos, gelähmt oder von Zwängen geplagt. Wochenlang verweigerte sie die Nahrungsaufnahme.
Beim letzten Exorzismus am 30. Juni 1976 ist Anneliese Michel bereits völlig abgemagert. Sie hat eine Lungenentzündung und hohes Fieber.
Am Morgen des 1. Juli 1976 gegen 8 Uhr stellt Anna Michel den Tod ihrer Tochter fest. Gegen 13.30 Uhr verständigt Pfarrer Ernst Alt die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg. Oberstaatsanwalt Stenger ermittelt. Die Obduktion ergibt, dass Anneliese Michel verhungert ist. Wegen „fahrlässiger Tötung durch Unterlassung“ werden die Eltern, Pater Renz und Pfarrer Alt im April 1978 zu dreijähriger Haft auf Bewährung verurteilt. Die Angeklagten hätten für medizinische Hilfe sorgen müssen, stattdessen haben sie durch „naive Praktiken“ den Zustand der Erkrankten verschlimmert.
Eine von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzte Kommission gibt wenig später bekannt, dass Anneliese Michel „nicht besessen“ war. Trotzdem bleibt ihr Grab ein Wallfahrtsort. Nicht einmal nach dem Tod kehrt Ruhe ein: Anneliese Michels Körper wird anderthalb Jahre nach der Beisetzung noch einmal exhumiert, weil sich der Wunderglaube hält, er verwese nicht. Er tut es doch. Für die Rosenkranz betenden Pilger steht bis heute fest: „Sie hat den Teufel besiegt.
Der Exorzismus von Klingenberg: Der Fall von Anneliese Michel
Anneliese Michel
(geboren am 21. Sept. 1952, gestorben am 1. Juli 1976 in Klingenberg)
Dämonen müssen aussagen
„Die Bänke müssen wieder rein!“ fängt er an und meint die Kommunionbänke, die man ohne Auftrag von Rom fast überall aus den Kirchen entfernt hatte. „Das sage ich nicht gern“, fährt er fort, „aber die Dame zwingt mich, die Hohe!“
Dann kommt er auf Anneliese zu sprechen, die für ihn nur die Rotznase ist, die er nicht kriegt, weil sie unter dem Schutz der Madonna steht. Sie hat die Schriften der Barbara Weigand gelesen, die ihm verhasst sind (s. Abschn. II, S. 100) . Herrn Hein wirft er vor, dass seine Frau ihm in San Damiano so viele Seelen abspenstig gemacht hat. Mit Ausdrücken abscheulicher Art belegt er sie in seiner Wut.
Er weiß, dass der von Ettleben (Herr Pfarrer Alt) da unten (in San Damiano) war, und regt sich auf, wenn er vom Exorzisten beim Namen genannt wird, was ihn wohl an die Schmach erinnert, die auf einem Verräter lastet.
Er bekennt: „Ich bin verdammt in Ewigkeit, in Ewigkeit, in Ewigkeit! Ihr Kerle, wenn ihr euch nur vorstellen könntet, verdammt in alle Ewigkeit! Ich bin verdammt in alle Ewigkeit!“
Er verrät, dass noch jener in ihr (Anneliese) drinnen ist, „der neben ihm am Kreuz gehängt ist“. Dessen Namen sagt er nicht. Es ist der linke Schächer. Schrecklich ist es für ihn, vor sich im Exorzisten einen Priester zu haben, weil dieser geweiht ist und an den er nicht herankommt, weil er unter ihrem (der Gottesmutter) Schutz steht.
Er weiß, dass der Exorzist in China war, wo er ihm genug (Seelen) abspenstig gemacht hat.
Dass die Rotznase besessen ist, bezeichnet er als „unser Werk“, und nun gibt er den ersten Hinweis auf die Ursache der vielen Erkrankungen ihres Lebens, indem er sagt: „Das andere Zeug hat sie nämlich auch von mir.“ Man erkennt dieses Geständnis vielleicht noch nicht in der ganzen Tragweite, weil noch andere Aussagen folgen, so muss er N… im Auftrag von oben ausrichten, was seine Angehörigen tun müssen, damit er sie nicht holen kann.
Auch die Schwester von Anneliese, Gertraud, bezeichnet er als „Rotznase“, weil sie da unten (in Fatima/Portugal) fast ohne Bezahlung Vorträge hält über die Erscheinungen von 1917 und ihm dort so viele abspenstig macht. Er kündigt ihren baldigen Besuch an.
Wie es in manchen Klöstern aussieht, weiß Judas trotz der Klausur anscheinend sehr genau, wenn er den Klosterschwestern vorwirft, vor dem Fernseher zu sitzen und nicht genug zu beten, sich nicht zu knien und dass sie die Pfötchen hinhalten. Er meint damit die Steh- und Handkommunion.
Er würde Tag und Nacht vor dem da (Tabernakel) knien, wenn er könnte. Der von Frankfurt (Pater Rodewyk) habe ihn schon wiederholt ausgetrieben. Nun könne er nicht mehr, weil er zu alt sei.
So geht es weiter; manches wird wiederholt.
Man erkennt an diesem Tag, dass die Dämonen gegen ihren Willen einen Auftrag zu erledigen haben, vor dessen Erfüllung an eine Vertreibung nicht zu denken ist. Auch am 1. Oktober 1975 ist Judas zum Sprechen dran. Ihm folgt am gleichen Tag Luzifer. der Oberste aus der Hölle. Diesen erkennt man am Knirschen mit den Zähnen. Das Knirschen war so stark, dass man glaubte, die Zähne müssten zerspringen.
Er will nicht so blöd sein, sich nicht verraten wie sein Vorredner, „der sich verquasselt hat.“ Doch auch er muss bekennen, wenn er auch zunächst eine Lüge vorbringt. Er möchte nämlich das oberste Geisteswesen sein. Nach seinen Worten reichen die Sünden der Menschen bis zum Himmel, und es dauert nicht mehr lange, bis die Plage kommt. Die von 17 habe es gesagt. Er meint die Ankündigung der Gottesmutter bei ihrer Erscheinung in Fatima im Jahr 1917. Bis 21.30 Uhr dauert in der Regel der Exorzismus.
Es folgen weitere Sitzungen zunächst am 4.10., 6.10., 7.10., 10.10., 13.10.. 15.10., 17.10., 20.10., 24.10., 27.10., 28.10. und 31.10.1975.
Als „dritter im Bunde“ meldet sich am 10. Oktober Nero, der große Christenverfolger des 1. Jahrhunderts, am 13. Oktober Hitler und Kain und am 24. Oktober ein verdammter Priester namens Fleischmann. Den Nachforschungen von Herrn Pfarrer Alt zufolge war dieser von 1572 bis 1575 in Ettleben. Er, der nach seinem Bekenntnis Frauen gehabt und somit gegen den Zölibat verstoßen hatte, muss nun der heutigen Zeit u. a. sagen, dass Priester nicht heiraten dürfen. Sie sind Priester auf ewig und müssen in ihrer Kleidung als Priester erkenntlich sein.
Alle Anwesenden, auch Anneliese, hören es nun von ihm, dass sie schon vor ihrer Geburt von Frau N…, einem „Neidhammel“ aus der Heimat der Mutter, verflucht wurde, und dass jene weit unten hockt und für sie gebetet werden solle. Nicht zu fassen! Anneliese Michel als hilfloses und unschuldiges Wesen der Verfügungsgewalt der Dämonen übergeben, bevor sie das Licht der Welt erblickte, bevor sie einen Namen hatte! Wie konnte Gott nur so etwas zulassen, so werden sich viele fragen. Da kann man hören, wie die Dämonen mit ihrem Opfer umgingen, aber auch, was sie über sich selbst und über andere Dämonen sowie über die Hölle sagen mussten. Wir erfahren ferner, welches Zerstörungswerk sie bereits in der Kirche angerichtet haben, so z. B. dass der Modernismus ihr Werk sei. Oftmals wurde von den Dämonen an Herrn Pfarrer Alt der Auftrag „von oben“ übermittelt, die Tonbandaufnahmen dem „Oberen von Würzburg“ zu überbringen zwecks Bekanntgabe an die Öffentlichkeit.
Einige der Dämonen, so Luzifer, gaben an, „von Anfang an“, also seit der Verwünschung in ihr zu sein. Andere kamen später hinzu. Doch durften sie sich zunächst noch nicht bemerkbar machen, sondern mussten sich still verhalten, Sie mussten wenigstens einigermaßen in Annelieses
Kindheit auf ihre körperliche und geistige Entwicklung Rücksicht nehmen. Immerhin aber bescherten sie ihr in den ersten Lebensjahren drei „Kinderkrankheiten“, die das Kind jahrelang beeinträchtigten. Über 10 Jahre später aber fingen sie an mit einzelnen Anfällen und Überfällen. Immer schlimmer wurden diese, immer mehr wurde Anneliese ins Martyrium unter den Dämonen hineingenommen, so dass man sich fragen muss. ob einer der in der Hl. Schrift genannten Besessenheitsfälle ebenso furchtbar gewesen ist. In ihrer vollen Brutalität, Bosheit und Grausamkeit zeigten sich diese Geister. Was hat Anneliese Michel in all diesen Jahren außer den körperlichen Qualen besonders an Seelenqualen ausgehalten?
Ein mitleidvolles Herz hat Gott den Seherkindern von Fatima gegeben. Als sie am 13. 7. 1917 in einem einzigen Moment die Qualen der Verdammten sahen, waren sie bereit, für die Sünder zu beten und zu opfern, damit ihnen Gott die Gnade der Bekehrung schenken möge und sie von der Verdammnis verschont bleiben. Auch Anneliese hatte ein mitleidvolles Herz, das bereit war, für die Bekehrung und Rettung der Sünder zu leiden. Sie musste es Gott überlassen, in welcher Weise und in welchem Ausmaß sie die Leiden zu ertragen habe. Nur durch ihre tiefe Religiosität und mit der Gnade Gottes und dem Gebetsbeistand ihrer Umgebung konnte sie damit bisher fertig werden.
Am 20. Oktober kündete Luzifer das Ausfahren „in der (Gottesmutter) ihrem Monat“ an. Später wurde das Ausfahren für den 31. Oktober abends 10.00 Uhr angegeben.
Auch der Himmel zur Seite
Anneliese Michel war nicht hilflos der Macht der Dämonen ausgeliefert. Sie wurde nicht nur von den Eingebungen und Belästigungen der Dämonen bearbeitet. Es standen ihr auch Vertreter des Himmels zur Seite. So erhielt sie Eingebungen von Christus und Seiner heiligsten Mutter. Sie merkte die Anwesenheit verstorbener Angehöriger, wie ihrer verstorbenen Schwester Martha und ihrer Omas Fürg und Michel, von Barbara Weigand, die sie sehr verehrte, des 20jährigen Neffen von Herrn Kaplan Roth, der Therese Neumann, von Pater Pio, Bruder Konrad und anderen. Die Dämonen müssen dem Exorzisten jeweils sagen, „wer von oben herunterschaut.“ Sie müssen sogar Grüße bestellen. Mindestens einmal muss Anneliese außerhalb der Krise die Gottesmutter in ihrer Schönheit gesehen haben; denn sie war einmal ganz entzückt und rief aus: ,.Muttergottes, bist Du schön!“ Zum Zeichen ihrer Auserwählung als Sühneopfer durfte sie an ihren Füßen die Wundmale Christi empfangen. An ihren Händen waren sie wohl auch spürbar, jedoch nicht sichtbar.
Dämonen sollen nun ausfahren
Der Rosenkranzmonat Oktober 1975 ging seinem Ende zu. Nach der Ankündigung sollen nun die Dämonen ausfahren. Auf das oftmalige Verlangen des Exorzisten an diesem Tage sagt Kain: „Erst soll der Hitler raus, ich gehe nicht raus. Um 10.00 (abends) gehen wir raus, nicht eher und nicht später!“ Pater Arnold verlangt von ihnen zu ihrer Demütigung jeweils beim Ausfahren den Gruß des Erzengels Gabriel an Maria zu sprechen: „Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade!“ Und einzeln treten die bösen Geister zur angegebenen Zeit an und melden sich mit dem verlangten Gruß an Maria und unter Angabe des Grundes ihrer Verdammung ab: Fleischmann, Hitler, Kain, Nero, Judas, Luzifer. Es meldet sich dann aber noch ein weiterer Verdammter mit den Worten: ,,Ich habe mich nie genannt. Ich gehe nicht raus. Ich bin noch einer vom Dritten Reich. Wir sind außerdem noch zwei.“ Und dann sagt noch eine Stimme: „Ihr müsst noch beten! Ich bin eine verdammte Frau. Ich bin einer Freundin erschienen, die war gläubig. In der DRM (Erklärung S. 61) stand es. Wir sind noch fünf. Ich bin von Anfang an hier.“
Und dann meinte man, die ganze Meute der Teufel sei in die Hölle zurückgekehrt. Und man freut sich und singt Dankeslieder.
Sie sind wieder da
Doch man hat sich zu bald gefreut. Jene aus dem Dritten Reich und die verdammten Frauen sind anscheinend nicht ausgefahren. Auch jener nicht, der zur Linken Christi gekreuzigt worden war und seinen Namen ebenfalls nicht genannt hatte. Die ausgefahrenen Dämonen kehrten alsbald unter Brüllen zurück mit der Ankündigung: „Die Rotznase bringen wir noch um.“
Welch eine Enttäuschung für alle, insbesondere für Anneliese Michel!
Der Exorzismus wurde dann bis Mitternacht fortgesetzt. Und weitere Sitzungen folgten vorerst am 3.11., 9.11., 10.11., 16.11., 17.11., 23.11., 24.11., 30.11., dann am 7.12., 12.12., 14.12., 19.12. und 30.12.1975, 6.1., 16.1. und 23.1.1976.
Am 3. November 1975 meldet sich Judas beim Exorzismus und freut sich diebisch: „Wir gehen noch nicht raus, es dauert noch eine Weile. Da haben wir euch schön drangekriegt. Wir gehen nicht raus. Hören Sie auf mit Ihrem Sch….dreck (gemeint ist der Exorzismus), das hilft ja doch nichts. Wir müssen noch nicht raus. Wir piesacken die Rotznase erst noch ein bisschen.“ Er regt sich auf, dass die „Rotznase“ an diesem Tag in der Kirche war, und droht damit, das nächste Mal zu brüllen. Am 9. November gibt Judas auf die Frage, wer da ist, außer seinem Namen auch Luzifer, Kain, Hitler und Nero an. Der andere (Fleischmann) sei ab und zu da. Von der Hohen Dame muss er ausrichten, dass sie Geduld haben müssen.
Am 23.11.75 kommt außer Judas noch ein anderer Dämon kurz zu Wort und sagt: „Wissen Sie, wer ich bin? Hitler!“ Er verlangt, das Zeug hinauszuschmeißen, und meint die geweihten Gegenstände. Die Kruzifixe konnte er bereits als „Führer der Großdeutschen Reiche«“ nicht leiden und ließ sie aus den Schulen entfernen. Am 12. Dezember regte sich Luzifer darüber auf, dass die „Rotznase“ zum Kommunizieren ging und sich dabei auch noch hinkniete. Das nächste Mal will er das „Ding“ ausspucken.
Am 19. Dezember verrät einer: „Außerdem sind noch mehr (Dämonen) da, die wisst ihr überhaupt nicht. Wir wollen auch hinauf (in den Himmel i. Wir wollen raus, wir wollen raus, wir sind verdammt, verdammt.“ Auf die Aufforderung von Pater Arnold: „Geht doch raus!“, antwortet der Dämon: „Das geht nicht, weil Er (Gott) es nicht zulässt. Der da oben, der will das nicht. Der will, dass wir noch bleiben. Die geht (zum Kommunizieren! jeden Tag. Das ist nicht zum Aushalten. Wir wollen raus, raus, raus, und der da oben lässt uns nicht…..“ Anneliese ist ihnen zum Gefängnis geworden. Was hat Gott nur mit diesem Besessenheitsfall noch vor? Warum befreit er das Opfer nicht von seinen Feinden? Ist ihr Sühneopfer noch nicht genügend?
Pater Arnold hatte bereits am 18.10.75 und erneut am 23.1.76 seinem Bischof über die bisherigen exorzistischen Sitzungen berichtet. Auch Herr Pfarrer Alt verständigt ihn am 13.11.75. Anneliese sei nun wesentlich freier als vorher, setze ihr Studium in Würzburg fort, mache ihre Teilprüfungen und könne zum beichten und kommunizieren. Am 27.11.75 erhielt sie die „Missio Canonica“, d. i. die kirchliche Lehrbefugnis für die Erteilung des Religionsunterrichts. Sie hätte nur noch eine Probekatechese machen müssen. Auch machte sie später die Teilprüfung in Politik.
Es wird noch schlimmer
Am 1. Dezember 1975 kam Gertraud, die Schwester von Anneliese Michel, aus Fatima zu Besuch. Anneliese aber wird weiterhin von den Dämonen drangsaliert. Am 23. Januar 1976 erwähnt Pater Arnold in seinem Bericht an den Bischof, dass Anneliese sich in der Faschingszeit wie eine Besessene benehme. Judas hatte dies am gleichen Tage angekündigt mit den Worten: „Ich haue sie noch kurz und klein.“ Er ist voller Wut über ihre Sühnebereitschaft.
Am 1. Februar 1976 erzählt Anneliese dem Pater, der auch ihr Seelenführer ist, während einer Pause im Exorzismus über entsetzliche Vorkommnisse in der vorausgegangenen Woche in Würzburg. Nach den einführenden Bemerkungen über das schreckliche Grausen, das sie in der Woche vor diesem Gespräch erlebt hatte . . . und wie sie an die Todesschauer des Heilands auf dem Ölberg habe denken müssen, so muss es gewesen sein, nur unvorstellbar schlimmer noch, fuhr Anneliese fort: „Das andere habe ich ja die ganze Woche gehabt, dass ich nichts habe essen dürfen oder nur ganz wenig. Einen Tag habe ich überhaupt nichts essen dürfen….“ Pater: „Wieso weißt Du das?“ Anneliese: „Das fühle ich. Wenn ich einen riesigen Hunger habe, und ich will essen, dann ist eine Schranke vor, das ist wie ein Zwang. Ich darf das nicht!….. Es war auch so, dass ich keine Handschuhe anziehen und keine Kappe aufsetzen durfte, obgleich es doch so kalt draußen war. Es ist eigentlich nicht so schlimm, aber wenn es so kalt war wie in der Woche, mich hat es ganz schön abgeschüttelt! Und nachts durfte ich mich nicht gescheit zudecken….“ Pater: „Vielleicht hast Du auch daran gedacht, was er (der Dämon) das letzte Mal gesagt hatte. Er hat doch gesagt, er werde die piesacken, die da oben diese Plätze einnehmen sollen“,…. Anneliese: „Ich weiß es nicht….O, Herr Pater, ich hatte mir immer gedacht, ich will auch für die anderen Leute leiden, damit die nicht in die Hölle kommen, aber dass das so schlimm ist und so grausam und so furchtbar! Da denkt man: Leiden, das ist so eine leichte Sache. Aber wenn es dann wirklich schlimm wird, dann will man überhaupt nicht mehr, dann will man keinen Schritt mehr!“ ….
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, welche Antwort einmal der Konvertit Dr. Gerlich auf seine Frage nach dem Sinn des Sühneleidens von Therese Neumann im Zustand der erhobenen Ruhe erhielt:
„Sieh mal! Der Heiland ist gerecht. Deswegen muss er strafen. Er ist aber auch gütig und will helfen. Die Sünde, die geschehen ist, muss er bestrafen. Wenn aber ein anderer das Leiden übernimmt, so geschieht der Gerechtigkeit Genüge, und der Heiland erhält Freiheit für seine Güte.“
Dr. Gerlich fragte noch, wie sie (Therese N.) innerlich zum Leiden stehe. Er glaubte nämlich, beobachtet zu haben, dass sie das Leiden fürchtet und es mit großer Willensanstrengung und nur aus Gehorsamsbereitschaft gegenüber der göttlichen Fügung, die ihr dieses Kreuz auferlegt hat, zu ertragen versucht. Sie antwortete auf seine Frage: „Sieh mal! Das Leiden kann niemand gern haben. Auch ich habe es nicht gern. Kein Mensch hat den Schmerz gern, und ich bin auch ein Mensch. Ich hab den Willen des Heilands gern. Und wenn er ein Leiden schickt, so nehme ich es an, weil er es will; aber das Leiden hab ich nicht gern.“
Noch viele Einzelheiten über den Zwang, den die Dämonen auf sie ausgeübt hatten, berichtete sie dem Pater.
Am 1.2.1976 kündigte Judas beim Exorzismus an, dass sie (Anneliese) die nächste Woche nicht essen dürfe……die soll fasten, die dumme Kuh; wir wollen sie piesacken und außerdem, fasten ist doch nützlich; die verhungert schon nicht. Für die Prüfung darf sie essen . . .“ Am 8.2. sagte er, dass sie noch nicht raus dürfen und dass es im Sommer wieder rund gehe.
Am 23.2. bekannte Judas: „Im Fasching sind wir losgelassen.“ Er meint wohl, dass sie in dieser Zeit besonders darauf ausgehen. Beute zu machen durch Verführung der Menschen zur Sünde.
Die letzte Aufschreibung über dämonische Aussagen ist vom 27.2.76. Judas: „Die Rotznase machen wir noch zu Dreck, kapiert l Jawohl, die piesack ich heute nacht dermaßen….“
Pater: „Ich verbiete es dir!“
Judas: ,,Nein! Warum? Weil ich sie zertret, das blöde Aas. Die ganze Nacht hat sie keine Ruh! Es ist Fasching, und da braucht die Hohe Dame Ersatz für die anderen, die nach mir tanzen. Jawohl, ich stell ihr nach. Sie ist ein Mensch, sie muss nicht äußerlich toben, das geht auch anders….“
Wohl mit Seelenqualen?!
Sein letztes Bekenntnis: „Wir sind verdammt.“
Wenn die Dämonen nun in der Folgezeit zwar keine Aussagen mehr machten, so machten sie sich doch noch durch Brüllen und Toben bemerkbar, hauptsächlich während des Exorzismus. Anscheinend hatten sie nun nichts mehr auszusagen. Der diesbezügliche Auftrag war erledigt.
Einmal wurde Anneliese von den Dämonen die Heimfahrt von Würzburg nach Klingenberg unmöglich gemacht. Anneliese war bereits am Bahnsteig des Bahnhofes; doch da war es ihr unmöglich, den Zug zu besteigen. Ihre Beine waren völlig steif und unbeweglich. Sie wollte es dann mit dem Bus probieren. Auch diesen konnte sie nicht besteigen, und sie musste unverrichteter Dinge wieder zurück ins Ferdinandeum. Dagegen war es ein paar Tage später ohne weiteres möglich, mit dem Zug nach Sulzbach/M, zu reisen, um Frau Thea zu besuchen. Sie ließ sich von Frau Thea Hein am Bahnhof Sulzbach mit dem Auto abholen. In der Wohnung bat sie Frau Hein dann wiederholt wie schon früher inständig auf den Knien, doch zu verhindern, dass sie einmal in eine Nervenklinik eingewiesen werde. Sie hatte diese Gefahr schon lange vorausgesehen und bereits ihre Eltern und die beiden Priester gebeten, sich dagegen zu stellen.
Schließlich hatte sie zu befürchten, dass ein Aufenthalt in einer solchen Klinik ihr einmal die Berufung als Lehrerin erschweren werde. Nun war diese Gefahr wieder groß, nachdem Judas bereits angekündigt hatte, dass es „im Sommer wieder rund gehe“, d. h. ihr Zustand sich besonders verschlimmern werde. Erst nachdem auch Frau Kein ihr diesbezügliches Versprechen gegeben hatte, ließ sie sich von ihr wieder zum Bahnhof Sulzbach zurückfahren. Doch bevor sie den Bahnhof erreichten, ließ Anneliese das Auto anhalten und kündigte an, dass es gleich wieder einen Brandgestank geben werde. Dies geschah sofort, und erst nach genügender Autolüftung konnten sie die Fahrt fortsetzen.
In Würzburg machte Anneliese Michel auf ihre Mitstudentinnen seinerzeit einen apathischen Eindruck. Ab Karwoche 1976 trat eine erhebliche Verschlechterung ein. So wurde sie am Sprechen behindert und hatte am f Gründonnerstag Todesängste auszustehen. Sie erlitt starke Schmerzen l an Händen und Füßen. Trotzdem ging sie zur Kirche.
Peter fuhr am Karfreitag nach Würzburg und traf vor dem Ferdinandeum Frl. Kleinhenz. Sie sagte, Anneliese sei schon drei Stunden in der Kirche und ginge nicht raus. Peter fand sie in der Kirche und betete.
Als es spät wurde, drängte Peter, nach Hause zu gehen; aber Anneliese konnte nicht. Gegen 20.00 Uhr kam der Mesner und sperrte die Türen zu. Als er an die letzte Türe kam, konnte Anneliese plötzlich wieder gehen.
Am Karsamstag lag sie wie steif im Bett, war jedoch ansprechbar und konnte sogar essen. Die Woche darauf hatte sie keinen Anfall und konnte noch essen. Anschließend machten sich aber die Dämonen in ihr wieder durch Brüllen und Toben in ihrem Zimmer in Würzburg bemerkbar. Sie hatte Schlafstörungen und aß und trank nur noch wenig. Pater Arnold berichtete am 2. Mai 1976 dem Bischof über die Zustände beiAnneliese Michel. Am 1. Mai ging es ihr besonders schlimm. Daher kam Herr Pfarrer Alt nach Würzburg und betete über sie den Exorzismus. Er nahm sie und Roswitha, die ihre Schwester in Würzburg betreut hatte, mit nach Ettleben. Zunächst ging es ihr gut. Sie aß und trank und war guter Laune. Doch bald ging es wieder in der alten Weise weiter mit Brüllen und Toben, so dass sie ihr Vater am 9. Mai nach Klingenberg zurückholen musste. Beim Verbringen ins Auto war sie so schwer, dass mehrere Männer sie kaum tragen konnten.
Kommt die Wende?
Im Elternhaus tobte sie weiter und nahm nur wenig Nahrung. Hatte sie etwas gegessen, so musste sie es wieder erbrechen. Bereits am 1. Mai hatte sie ihrem Peter und Herrn Pfarrer Alt erzählt, dass sie bis Juli viel zu leiden haben werde, dass es aber im Juli eine Wende gebe. Sie hatte sich davor sehr gefürchtet und war darüber sehr traurig. Trotz ihrer Entkräftung arbeitete sie daheim an ihrer Lehramtsprüfung und diktierte ihrer Schwester mehrere Stunden lang in die Schreibmaschine. Es war höchste Zeit für die Ablieferung ihrer Arbeit. Als diese fertig war, war sie nicht in der Lage, sie zu unterschreiben. Erst nach dem Rosenkranzgebet war dies möglich.
Dem Bericht von Pater Arnold vom 2.6.76 an den Bischof zufolge musste sich Anneliese unter der Einwirkung der Dämonen mit den Fäusten blau, rot und schwarz schlagen. Einmal bat sie ihre Angehörigen, sie an Händen und Füßen zu fesseln, da sie sonst an diesem Tage in die Luft gehen müsse. Sie hatten es schon erlebt, dass sie etwa 10 cm frei über dem Boden schwebte.
Im letzten Brief des Herrn Pater Arnold vom 20.6.76 an den Bischof hieß es: „Im Gesicht hat sie alles wieder an ihren Verletzungen verloren. Die Augen sind wieder in Ordnung; jedoch sind noch Wunden an Nase und Knie. Sie macht eine Menge von Kniebeugen, bis zu 600 mal mit ganz kurzen Pausen. Manchen Tag isst und trinkt sie fast gar nichts. Sie ist abgemagert.“
Doch während des Schreibens kommt ein Anruf aus Klingenberg, wonach es an diesem Tag mit Anneliese wieder ganz schlimm gewesen ist. Sie hat furchtbar getobt und geschrien, hat sich hin- und hergeworfen und das Gesicht ganz blutig geschlagen. Anschließend hat sie sich wieder beruhigt und ist abends im Gottesdienst gewesen. Sie musste ihn aber vorzeitig verlassen und Galle erbrechen.
Herr Pfarrer Alt war am 8. Juni 1976 zum letzten Mal nach Klingenberg gekommen. Am 24.6.76 schrieb er dem Bischof, dass die linke Kopfhälfte von Anneliese so verschwollen sei, dass sie nicht mehr aus dem Auge sehen könne. Sie ging mit dem Kopf durch die Glastür, ohne sich allerdings dabei zu verletzen. Sie war gewalttätig gegen alle und konnte nur manchmal etwas essen oder trinken, was sie dann aber wieder ausspucken musste bis auf den letzten Bissen.
Die Beterschar beim Exorzismus war recht klein geworden. Außer Peter und Herrn Pater Arnold waren nur noch die Familienangehörigen anwesend. Die Schwester Gertraud war noch während des Aufenthalts von Anneliese in Würzburg nach Fatima zurückgekehrt. Frau Hein hatte mit ihren Bus-Wallfahrten zu tun. Ihr Mann konnte wegen Erkrankung nicht kommen.
Von irgendwoher hatte Anneliese die Gewissheit, dass die Dämonen von ihr weichen würden, wenn sich der Bischof einmal am Exorzismus beteiligen würde. Sie sagte: „Ich bekomme das zu wissen.“ Doch so sehr sich ihre Eltern und die beiden Priester darum bemühten, der Bischof kam nicht. Mit ihren Kräften schien Anneliese am Ende zu sein; denn sie klagte wiederholt, es nicht mehr aushalten zu können. Kein Wunder: denn einer Übermacht von Dämonen standen nur wenige Beter gegenüber.
Am Sonntag, dem 27. Juni 1976, stellte sich bei ihr Fieber von 39,9°C ein, weshalb sie mit kalten Überschlägen behandelt wurde. Am Tag darauf aß und trank sie überhaupt nichts. Ihre Schwester Roswitha riet ihr, einen Arzt zuzuziehen; doch Anneliese lehnte das ganz entschieden ab. Auch am 30.6. betrug das Fieber 39,9 Grad. Sie musste wieder ungezählte Kniebeugen machen. Nun hoffte alles auf die Wende, die ihr für den Juli angekündigt worden war. Werden die Dämonen jetzt endgültig ausfahren und Anneliese endlich in Ruhe lassen? Hat sie nicht genug gelitten? Würde dann doch noch alles wieder gut werden? Wo wird sie dann als Lehrerin wirken? Für den Herbst hatten Peter und Anneliese bereits die Hochzeit geplant. Doch der Mensch denkt, und Gott lenkt.
Anneliese Michel wollte ja ihren Beitrag dazu leisten, dass die Sünder sich bekehren und nicht ewig der Gewalt der Teufel, nicht der ewigen Verdammnis in der Hölle ausgeliefert werden. Genügte da ihr bisheriges Martyrium der Besessenheit, von welchem außer ihren Angehörigen nur der Bischof und einige Priester und Bekannte erfahren hatten?
Peinlich war man ja darauf bedacht, dass niemand weiter etwas davon erfuhr, was sich im Hause Michel abspielte, dass dort wirklich der Teufel los war. Anneliese wusste zuletzt, dass sie ihre Zukunftspläne und Hoffnungen aufgeben, dass sie alles opfern solle, auch ihr junges Leben. Gott und den Sündern zuliebe. Sie erbat am 30.6.76 von Pater Arnold die Absolution, die Lossprechung von ihren Sünden. Diese wurde ihr sofort erteilt.
Der Pater verabschiedete sich anschließend, ebenso auch Peter. Die Mutter blieb noch bei Anneliese, weil sie von ihrem Kind darum gebeten wurde. Anneliese fürchtete sich. Später löste sie der Vater ab und betete. Es war Mitternacht geworden. Daher sagte er ihr. dass nunmehr Juli sei, die Wende komme, und die Dämonen dürften sie jetzt nicht mehr belästigen. Er beschwor die Dämonen: „Es ist jetzt Juli. Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit befehle ich euch, jetzt auszufahren und Anneliese in Ruhe zu lassen.“ Und siehe, das furchtbare, wochenlange Brüllen hörte plötzlich auf, Anneliese drehte sich auf die rechte Seite und schlief nach kurzer Zeit ein.
Erlösung durch den Tod
Herr Michel hatte sich dann auch zur Ruhe gelegt. Früh musste er bald auf eine Baustelle. Da Anneliese Michel sich ruhig verhielt, nahm er an, dass sie noch schlafe. Als sich später die Mutter nach ihr umsah, erkannte sie, dass Anneliese tot war. Anneliese lebte nicht mehr. Es war nicht zu fassen. Bestürzung und Fassungslosigkeit in der Familie und im Bekanntenkreis. Mit ihrem Tod hatte man nicht gerechnet. So war aber eingetroffen, was angekündigt war, nämlich, dass im Juli alles aus sein werde…. Ihr Todestag, der erste Juli, der Tag des Kostbaren Blutes Christi! Sie war nun geborgen bei Christus, ihrem göttlichen Freund und Heiland.
Am Herz-Mariä-Sühne- und Priestersamstag, dem 3. Juli 1976, wurde sie in heimatlicher Erde beigesetzt.
In raffinierter Weise hatten die Dämonen ihren Tod herbeigeführt.
Wie einst bei dem im Evangelium erwähnten mondsüchtigen Knaben hatten sie Anfälle und damit Epilepsie vorgetäuscht, die Anneliese in Wirklichkeit laut fünfmaliger Untersuchung mittels Hirnstrombild nicht haben konnte. So erreichten sie die Verabreichung zunächst von Zentropil, dessen schädliche Nebenwirkungen bereits erwähnt wurden, und später von Tegretal, Medikamente, die selbst von Ärzten als gefährlich betrachtet werden, gefährlich besonders dann, wenn Epilepsie gar nicht vorliegt. So kann bei Tegretal u. a. auftreten:
Leukopenie = krankhafte Verminderung der weißen Blutkörperchen unter 5500,
Thrombozytopenie = Verminderung der Blutblättchen,
Agranulozytose = akutes, schweres, meist hochfieberhaftes Krankheitsbild mit Defekt des Granulozytensystems (Schwund der neutrophilen Leukozyten im Blut). Das hohe Fieber in den letzten Lebenstagen von A. ist wohl darauf zurückzuführen.
Es muss der Wissenschaftlerin Frau Prof. Dr. Goodman zugestimmt werden, wenn sie bei A. Erstickungstod infolge vermehrten Sauerstoffmangels annimmt, wodurch Herz, Lunge und Gehirn sehr stark geschädigt wurden.
Ferner verursachten die Dämonen in den letzten Lebenstagen bei A. bis zu 600 Kniebeugen, mit denen sie wohl verehrt sein wollten, die aber einen vermehrten Sauerstoffbedarf zur Folge hatten, der nicht befriedigt werden konnte. So wurde sie zur völligen Erschöpfung gebracht, die ein Herzversagen begünstigte.
Auch verhinderten die Dämonen bei A. in den letzten Wochen die Aufnahme von Nahrung oder verursachten das Erbrechen von eingenommener Speise, so wie einst ein Dämon den im Evangelium erwähnten stummen Knaben am Sprechen hinderte. Anneliese starb sicher nicht durch Verhungern, was das Fehlen von Aufliegestellen beweist; sie wurde jedoch durch das erzwungene Fasten sehr entkräftet.
Ferner täuschten die Dämonen bei Anneliese in der Krise Wahnkrankheit vor wie einst bei zwei lt. Evangelium von Besessenheit befallenen Männern aus Gerasa. Bei A. wollten sie, wie sie im Exorzismus bekannten, die Verbringung in eine Nervenklinik erreichen. Auch dort hätte sie wegen ihrer Besessenheit nicht erfolgreich behandelt werden können. Sie wäre aber ohne die Hilfe durch die exorzistischen Gebete gewesen und wäre gestorben, ohne dass die Öffentlichkeit etwas von ihrem Martyrium durch die Dämonen erfahren hätte. Anneliese hatte rechtzeitig die Gefahr ihrer Einweisung in eine solche Klinik erkannt und deshalb ihre Eltern und die beiden Priester gebeten, eine solche zu verhindern Dies war ihr gutes Recht. Schließlich musste sie durch einen Aufenthalt in einer Nervenklinik ihr angestrebtes Berufsziel gefährdet sehen.
Anneliese konnte nun von den Dämonen nicht mehr gequält werden Sie ist ihrem Heiland bis in den Tod nachgefolgt. Ihre Liebe zu ihm und zu den von der Verdammnis bedrohten Mitmenschen hat gesiegt über den unbändigen Hass der Dämonen zu uns Menschen.
Die Rache der Dämonen
Da sich die Dämonen an Anneliese nicht mehr rächen konnten, rächten sie sich nun an jenen, die ihr am meisten durch ihr Gebet in ihrem Martyrium beistanden, ihr zum Durchhalten verhalfen, nämlich an ihren Eltern und den beiden Exorzisten.
Der tragische Tod von Anneliese war nicht zu verheimlichen. Der Hausarzt, der den Totenschein auszustellen hatte, nahm als Todesursache infolge großer Abmagerung Verhungern an und veranlasst die gerichtsmedizinische Untersuchung. Durch diese wurde die Annahme des Arztes bestätigt. Niemand von den Medizinern, Staatsanwälten und Richtern erkannte, dass Anneliese Michel in Wirklichkeit von den Dämonen zu Tode gequält worden war, durch direkte und indirekte Einwirkung. An deren Existenz glauben ja diese Herren nicht. Und so gab man den Eltern und f den beiden Exorzisten die Schuld an ihrem Tod, weil sie in den letzten Monaten keinen Arzt mehr zugezogen hatten. Sie wurden vom Gericht für schuldig befunden und, wie eingangs erwähnt, verurteilt. Völlig und offensichtlich mit Absicht hat man in Aschaffenburg die Tatsache der von vielen Zeugen bestätigten Besessenheit bei Anneliese Michel unberücksichtigt gelassen und damit die Gegnerschaft zum Glauben der Kirche über die Existenz der Dämonen und die Möglichkeit einer Besessenheit zum Ausdruck gebracht.
Als Folge der Verurteilung waren auch die hohen Prozesskosten zu tragen. Damit nicht genug! Familie Michel und Familie Hein. die fast bei jedem Exorzismus zugegen waren, wurden nun auch in wirtschaftlicher Hinsicht schwer geschädigt, indem sie von ihren Kunden gemieden wurden.
Sinn des erlittenen Martyriums
In einer Zeit, in der kath. Theologen dem Teufel, dem Urheber aller Übeltaten, den Abschied gaben, musste Gott ein besonderes Zeichen geben. Er ließ es daher zu, dass Anneliese verwünscht und damit der Gewalt der Dämonen ausgeliefert wurde. In furchtbarer Weise haben diese ihr Opfer im Laufe ihres Lebens, besonders in den letzten Lebensjahren, gemartert, weil A. zur Rettung der Sünder beitragen wollte. Sie wollten sie sogar zum Selbstmord bringen, um damit ihrer Sühnebereitschaft ein Ende zu setzen. Verständlich, dass Anneliese am 18.10.75 den Heiland bat, das Leiden wieder abzunehmen, da sie es nicht mehr aushalten könne. Nachdem Er sie aber daran erinnert hatte, dass sie ihr völliges Jawort gegeben hat, ein Zurück von diesem freiwillig gegebenen Jawort nicht möglich sei, hat sie die Opfer weiterhin ertragen. Ihrer Sühnebereitschaft hatte sie keine Grenzen gesetzt. Sie hatte sich für die Rettung der Priester, der ungeborenen Kinder und der Jugend zur Verfügung gestellt. Das gleiche Ziel wie einst die Seherkinder von Fatima und wie viele andere Sühneseelen, nämlich die Rettung der Sünder vor der ewigen Verdammnis, hatte auch Anneliese im Auge. Daher ist sie den Einsprechungen Christi, ihres ersten Seelenführers, gefolgt.
Aus ihr, die Religionslehrerin werden wollte, mussten die Dämonen beim Exorzismus Religionsunterricht geben an eine Welt, die nicht mehr an die Existenz der Dämonen und an die Gefahr der ewigen Verdammnis glauben will. Hier haben wir die Antwort auf die Frage, warum hat Gott dies alles zugelassen; warum durfte ihre Besessenheit und ihr Tod nicht geheim bleiben? Warum führte der Exorzismus nicht zur Austreibung der Dämonen?
Von anderer Art war ihr Martyrium, wie etwa bei einer Anna Kath. Emmerich, einer Anna Schaff er, einer Therese Neumann, einem Pater Pio oder bei den Seherkindern von Fatima. denen auch kein Arzt helfen konnte. Mit ihnen allen aber hatte sie gemeinsam das Ziel, Sünder zu bekehren und sie vor der Verdammnis zu retten.
Klingenberg liegt in einer Linie zwischen Fatima und Moskau. Soll das, was hier mit Anneliese Michel mit dem Eingriff aus der Übernatur geschehen ist, nicht ein Zeichen und ein Bollwerk gegen jene sein, die die Existenz Gottes und jegliche Übernatur leugnen und die Kirche verfolgen?
Eine Frage wird manche Leser bewegen, nämlich: Warum erhielt Anneliese Michel die Wundmale Christi an ihren Füßen so sichtbar, während sie an den anderen Stellen nur angedeutet waren? Die Antwort finden wir wohl im Gebet für die Kirche (Anhang I). Bei der Verehrung der hl. Wunden der Füße beten wir für die verstockten Sünder, die die Welt mehr heben, die also böse Wege gehen. Kür diese hat sich Anneliese Michel geopfert. Daher wohl die Auszeichnung an ihren Füßen!
So manche Frage mag noch im Zusammenhang mit der Besessenheit von Anneliese und ihrem Martyrium auftauchen, so z. B. warum hat der Teufel seine Anwesenheit in Anneliese zunächst einem Laien, nämlich Frau Thea Hein, gegenüber verraten? Gegen sie hatte er offensichtlich wegen ihres Einsatzes für die Bekehrung der Sünder eine große Wut, die er nicht verbergen konnte und in der Krise der Anneliese zu erkennen gab. Als Fügung Gottes muss es betrachtet werden, dass dann Herr Kaplan Alt auf den Fall Anneliese aufmerksam wurde und sich um sie annahm, desgleichen auch, dass sie im Exorzisten, Herrn Pater Arnold, einen väterlichen und selbstlosen Priester fand.
Anteil am Leiden Christi
Anneliese Michel hat der Herr in seine Leidensschule genommen. wozu Er sie durch eine tiefreligiöse Erziehung vorbereiten ließ. Geduldig hat sie das Martyrium ertragen, das ihr die Dämonen mit den vielen Krankheiten. Belästigungen und Trübsalen jahrelang bereitet hüben. Wer kann bestreiten, dass sie Sühne geleistet hat z. B. für die Sunden der Faschingszeit, wenn sie gerade während dieser Zeit von den Dämonen so sehr gemartert wurde? Hat sie nicht mit Christus Qualen der Angst gelitten. wenn sie am Gründonnerstag abends Todesängste auszustehen hatte, so sehr, dass ihre Kleider vor Angstschweiß ganz nass wurden?
War es nicht eine Art Geißelung und Dornenkrönung, wenn sie durch die Einwirkung der Dämonen am ganzen Körper Verletzungen bekam? War nicht ein großer Teil ihres Lebens mit den vielen Krankheiten usw. ein Kreuztragen? War es zuletzt nicht für sie eine Kreuzigung, all ihre Berufs- und Lebenspläne in den letzten Tagen und Stunden ihres Lebens aufgeben und begraben zu müssen?
Schon wiederholt haben mir Priester versichert, dass sie in ihren priesterlichen Anliegen nicht umsonst zu Anneliese gebetet haben. Möge Anneliese auch von der Kirche als Fürbitterin in den Nöten der Zeit erkannt und empfohlen werden, für die sie gelitten hat und gestorben ist!
Im Gebetsschatz von Anneliese, den sie wahrscheinlich von Barbara Weigand übernommen hat, fand sich folgender Eintrag. Er gibt wohl Aufschluss über ihre innere Verfassung, über ihr Innenleben, ihr Hinwenden zu Christus.
„Ich hab soviel geweint, gelitten,
zu Gott gewandt den nassen Blick,
bis zu Ihm mich durchgestritten,
nun kann ich ewig nicht zurück!
O gönnet mir auch meine Freuden,
wenn selig mir das Auge bricht!
All’ meine Schmerzen, meine Leiden,
es waren nur Schatten, sie sind nun ein Licht!“
Im Zusammenhang mit dem Besessenheitsfall von Klingenberg ist wohl eine Botschaft beachtenswert, die ein Priester in Italien vor einigen Jahren erhalten hat. Sie sei daher nachstehend als Anhang II auszugsweise wiedergegeben.